Verlassene Heilstätten und Fachkliniken
In diesem Blogbeitrag möchte ich euch verschiedene verlassene Heilstätten und Fachkliniken zeigen.
Bereits um die Jahrhundertwende wurden die ersten Fachkliniken gegründet. Zur selben Zeit entstanden in Kur- und Badeorten Kliniken oder Krankenhäuser, die auf die Behandlung der Kurgäste mit den Indikationen des Kurortes ausgerichtet waren. Weitere Fachkliniken entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg z. B. für Tuberkulose-Erkrankte als Lungenheilanstalt. Eine Sammlung verlassener Heilstätten und Fachkliniken findet ihr hier:
ALBRECHTSHAUS STIEGE
Das Albrechtshaus Stiege ist eine ehemalige Lungenheilstätte im Selketal unterhalb von Stiege (Harz), die ab 1894 durch die Landesversicherungsanstalt Braunschweig geplant und errichtet worden war. Sie galt als eine der größten, ehemaligen Klinikkomplexe im Harz. Am 19. Juni 1897 wurde das Albrechtshaus als Lungenheilstätte für zunächst 40 männliche Patienten seiner Bestimmung übergeben. Prinz Prinzregent Albrecht gab dem Heim seinen Namen. Am 17. Juni 1898 wurde nur wenige Meter in Richtung Straße das „Marienheim“ für 24 weibliche Patienten eingeweiht.
„Augenheilanstalt Charlotte“
1852 erbaute August Ernst Meffert im Auftrag der Witwe des Guts- und Kurhauspächters Müller gleichnamiges Hotel an der Hauptpromenade. Das Hotel Müller wurde zu damaligen Zeiten als schönstes Gebäude in Liebenstein bezeichnet. 1867 übernahm der Sohn des Kurhauspächters Gotthard die Leitung des Hotels. Müller Jr. war begabter Violoncellist, was die Besuche von Musikern wie Joseph Joachim, Ferdinand Hiller und weitere namhafte Sänger, Violinisten und Pianisten im Hotel erklärt, das Mittelpunkt für private Musikveranstaltungen wurde. Auch die gastronomische Bewirtung war weit über die Grenzen Liebensteins bekannt und beliebt.
1888 kaufte der Hotelier Franz Schmidt die Immobilie, die er zuvor – ab 1880 – von Gotthard Müller pachtete. Schmidt wandelte den Namen des Hotels in „Herzogin Charlotte“ um. 1913 ging das Hotel in den Besitz der Grafen Wiser über, die 1915 in dem Gebäude eine Augenheilanstalt und Lazarett einrichteten und unter dem Namen „Augenheilanstalt Charlotte“ firmierten. Nach dem Ersten Weltkrieg pachtete Hermann Gruber 1919 die Immobilie und führte es bis 1939 wieder als Hotel unter dem Namen „Charlotte“. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Gebäude als Lazarett.
HEIDEHAUS HANNOVER
Die Gründung des Krankenhauses ist eng verbunden mit den sozialen Verhältnissen in den deutschen Großstädten um die Jahrhundertwende. Die Lungentuberkulose breitete sich mehr und mehr aus und entwickelte sich zur Volksseuche.
Diese alarmierende Entwicklung war Anlass dafür, dass der im Jahre 1888 gegründete „Verein für bedürftige Lungenkranke“ im Jahre 1905 erste Verhandlungen mit dem Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds, vertreten durch die „Königliche Klosterkammer“, darüber aufnahm, ein geeignetes Grundstück zur Behandlung von Tuberkulosekranken zu erwerben. In der Mitgliederversammlung des „Verein für bedürftige Lungenkranke“ vom 14. Februar 1906 wurde deshalb der Bau einer eigenen Heilanstalt beschlossen. Diese Anstalt erhielt später den Namen HEIDEHAUS. Nach einjähriger Bauzeit der im sogenannten Pavillonstil errichteten Anstalt wurde das Heidehaus am 2. Juni 1907 feierlich eröffnet. Anfangs waren 102 Betten vorhanden.
Johanniter-Heilstätte Sorge
Durch den Johanniterorden wurde 1899 der Bau einer Lungenheilstätte beschlossen. Es sollte eine zeitgemäße Lungenheilstätte für 60 weibliche Kranke entstehen. Als Bauplatz wurde der Südhang des Gipfelplateaus des 562 Meter hohen Ochsenberges ausgewählt. Am 26. Juni 1902 fand die feierliche Einweihung der neuen Lungenheilstätte statt. Im August 1902 wurden die ersten Patienten im Hause empfangen. Bereits im Jahr 1903 wurde auf dem Areal ein Wohnhaus für den Chefarzt und ein Wirtschaftsgebäude errichtet. Während des ersten Weltkrieges wurde die Klinik unverändert fortbetrieben, doch weitere Erneuerungen und Ausbauten ließen sich erst nach der Inflationszeit realisieren. Die Bettenzahl wurde auf 88 erhöht. 1925 entstand das sogenannte „Oberhaus“, das als Gästehaus genutzt wurde. Im Jahr 1926 wurde ein Plan zum umfangreichen Ausbau der Heilstätte genehmigt. Das Hauptgebäude bekam auf seiner Westseite einen großen Anbau, der Zimmer für 45 weitere Patientinnen und erstmals Raum für eine zusammenhängende ärztliche Abteilung bot.
KNAPPSCHAFTS-HEILSTÄTTE SÜLZHAYN
Die Norddeutsche Knappschafts-Pensionskasse zu Halle/Saale beauftragte den Architekten Gustav Hasse eine Heilstätte am Steierberg in Sülzhayn zu errichten. Der Bauplatz der Heilstätte liegt im Südharz am südlichen Abhang des kleinen Steigerberges völlig windgeschützt und umfasst eine Größe von etwa 35 Morgen. Die Grundsteinlegung für die Knappschafts-Heilstätte Sülzhayn erfolgte am 11. August 1896. Die Bauzeit belief sich auf nur zwei Jahre. Am 17. Januar 1898 wurden die ersten Patienten aufgenommen. Die feierliche Einweihung erfolgte am 15. Oktober 1898. Zu Beginn betrug die Kapazität der Heilstätte 100 Betten. Diese wurde bis 1929 auf 155 Betten ausgebaut. Erster leitender Arzt wurde Sanitätsrat Dr. med. Emil Kremser welcher bis zum Jahr 1924 die Heilstätte leitete. In Kriegszeiten diente die Einrichtung als Lazarett. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude durch die russische Armee genutzt. Danach diente es wieder der Behandlung von Lungenkranken, deren Zahl nach dem Zweiten Weltkrieg wieder stark angestiegen war. Ende der 1960er Jahre wurde das Haus zu einem Reha-Zentrum für Querschnittsgelähmte umfunktioniert. Die Schließung erfolgte am 15. März 1997.
KRH KLINIKUM OSTSTADT-HEIDEHAUS
Das Krankenhaus Oststadt (KRH KLINIKUM OSTSTADT-HEIDEHAUS) entstand 1959 aus einem Behelfskrankenhaus in Schwarmstedt, dessen Standort geschlossen wurde, nachdem in Hannover der Neubau nahe dem eingemeindeten Dorf Klein-Buchholz nördlich des Mittellandkanals und des zu Hannover eingemeindeten Dorfes Groß-Bucholz fertiggestellt war. Anfangs war es Ort der ersten Lehrveranstaltungen der neu gegründeten Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
Landesfrauenklinik Hannover
Die nach den Plänen des Architekten Carl Wolff gebaute Landesfrauenklinik Hannover wurde 1903 eröffnet – zunächst als Provinzial-Hebammenlehranstalt. Seit 1949 hieß das Haus Landesfrauenklinik. Zwischen 1960 und 1980 wurde jedes vierte hannoversche Kind dort geboren. Die Stadt übernahm die Klinik 1991 vom Land, vor zehn Jahren ging die Trägerschaft auf die Region über. Mit ihrer hochherrschaftlichen Vorfahrt und dem parkähnlichen Grundstück liegt sie gegenüber dem großen Gelände des Klinikums Nordstadt. Sie steht ebenso wie das benachbarte Kesselhaus mit Kapelle und Teile der Grundstückseinfriedung unter Denkmalschutz.
Zu dem Komplex gehören zudem eine alte Wäscherei sowie ein ehemaliges Wohnheim aus den Sechzigerjahren, beide dürfen wohl abgerissen werden. Unter dem Grundstück befindet sich allerdings eine alte, offenbar nicht mehr zugängliche Bunkeranlage unbekannter Größe. Insgesamt ist das Grundstück gut 15 000 Quadratmeter groß, die Bruttogeschossfläche beträgt mehr als 12 000 Quadratmeter. Mit der Fertigstellung des Neubaus 2012 am Klinikum Nordstadt endet auch die mehr als 200-jährige Geschichte der einstigen Landesfrauenklinik, in der bis zuletzt noch gynäkologische Abteilungen sowie das Brustzentrum, die Hebammenschule, die alte Bibliothek und ein Aktenkeller mit teilweise wissenschaftlich noch nicht erschlossenen Akten und Exponaten untergebracht waren.
Die Stadtverwaltung geht bisher davon aus, dass rund 90 Wohneinheiten in dem Gebäudekomplex entstehen könnten. Zuvor muss jedoch der Bebauungsplan geändert werden.
PSYCHIATRIE ECKARDTSHEIM
Die verlassene Psychiatrie Eckardtsheim wurde 1886 von der Anstalt Bethel auf dem Hof Obergassel in Bielefeld-Senne gebaut. Erst ab 1906 gab es eine Zentralheizung und Licht. Während der beiden Weltkriege diente der Eichhof als Lazarett und in der Zwischenkriegszeit als Kindererholungsheim. Die Psychiatrie bot 1950, 60 Plätze für nervenleidende Männer, die oft auch ein Alkoholproblem hatten. 1998 wurde die Psychiatrie geschlossen.
SANATORIUM ERHOLUNG
Das Sanatorium Erholung wurde 1906 von Hermann Trenker erbaut. Architekt war die Firma Bergh & Fettke. Die Eröffnung fand am 22. Januar 1907 statt. Zwischen 1907 und 1959 Fasste das Sanatorium zwischen 25 bis 75 Betten. Neben zwei Speisesälen verfügte das Sanatorium über ein großzügigen Gesellschaftsraum und ein Musikzimmer. Prächtigster Bau auf dem Gelände war allerdings die Wandelhalle mit Turm.
Am 1. Januar 1959 verstaatlichte man das Gebäude, Pächter wurden die Staatlichen Heilstätten Sülzhayn. 1987 wurde das Sanatorium wegen „Totalverschleiß“ geschlossen.
SANATORIUM WALDHAUS
Das Sanatorium Waldhaus wurde im April 1899 als Erholungshaus eröffnet. Die Bettenzahl betrug 1903, 32 Betten und wurde bis 1932 auf 90 Betten ausgebaut. Recherchen haben ergeben, dass das Sanatorium später in Sanatorium Lebenswende umbenannt wurde. Vor der Schließung wurde das Gebäude als Sonderschule für Körperbehinderte genutzt.
SOPHIENHEILSTÄTTE
1898 wurde die „Sophienheilstätte für Schwindsüchtige“ als Tuberkuloseheilstätte ihrer Bestimmung übergeben. Die Sophienheilstätte war eine Einrichtung des patriotischen Institutes der Frauenvereine für das Großherzogtum Sachsen-Weimar in Vereinbarung mit der Thüringischen Alters- und Invalidenversicherung. Sie hatte den Charakter einer Volksheilstätte. Bereits im Jahr 1902 veröffentlicht der Fabrikarbeiter Miritz William Bromme seine Publikation „Lebensgeschichte eines modernen Fabrikarbeiters“ mit einer ausführlichen Beschreibung seiner Kuren in der Sophienheilstätte. 1904 ging die Heilstätte in die Obhut der Landesversicherungsanstalt Thüringen über. In den Jahren 1911 und 1912 wurde ein großzügiger Erweiterungsbau errichtet. 1925 entwickelt man die Sophienheilstätte zu einer Thorax chirurgischen Klinik und stattet diese mit leistungsstarken Röntgenapparaten und modernen medizinischen Geräten aus. 1992 wird die „Heilstätte” geschlossen.
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