Walter Ulbrichts Gästehaus
Einsame Waldlage, abgeschirmt von der Öffentlichkeit – es war in den 1960er-Jahren das modernste und mondänste Gästehaus von Partei und Regierung der DDR . Beauftragt durch Walter Ulbricht dem damaligen vorsitzenden des Staatsrats der DDR (Walter Ulbrichts Gästehaus).
Ulbricht frönte hier dem Skilauf, logierte Drittweltpotentaten, hier entspannte sich die Elite des Landes. Doch es war mehr als das: Es war ein geheimer Ort, denn immer wieder war die kleine Nobelherberge Schauplatz großer Politik. Hier stritt Ulbricht mit Pjotr Abrassimow, dem sowjetischen Botschafter in der DDR, aufs schärfste über die Autoproduktion in Eisenach. Wenn Lotte Ulbricht abendfüllend über Honecker lästerte. Wenn Kurt Hager im Kinosaal die von ihm selbst verbotenen DEFA-Filme schaute.
Mitte der 60er-Jahre erbaut, entsprach das Haus dem Geist der Zeit Walter Ulbrichts. Es repräsentierte alles, was sich der eigenwillige Staatschef nach dem Mauerbau für das ganze Land wünschte: Westniveau, aber alles von hier – Saalburger Marmor, Thüringer Schiefer, Haustechnik auf Weltniveau, Fernsehstudio, Nachrichtenzentrale, Klubkino, die besten Köche und Kellner des Landes. Das Haus war die Krönung von Ulbrichts Leidenschaft für den Skilauf und für Oberhof – eine Liebe, die für den Ort aber auch zum Verhängnis wurde: Walter Ulbricht hatte im November 1950 in der ersten geheimen Kommandoaktion dieser Art Pensionen und Hotels in Oberhof enteignen und deren Eigentümerfamilien deportieren lassen, um danach eine radikale Neuplanung des Wintersportortes zu forcieren. Heute ist das Gästehaus eine Ruine. Doch immer noch atmen die Wände den Geist der Zeit.
Weitere Lost Places aus Thüringen findet Ihr hier: Lost Places Thüringen
Weitere Lost Places findet Ihr hier: Lost Places
Quelle: Mitteldeutscher Rundfunk