Schieferbergwerk Oertelsbruch
Bereits 1648 gründete sich in Lehesten die erste Schieferdeckerinnung und der Fuhrwerksstand wurde 1698 mit einem eigenen Privileg versehen. Im 17. Jahrhundert begannen die Eigentümer sich mit Geldgebern zusammenzuschließen und es entstanden die wirtschaftlich orientierten Gewerke sowie Gewerkschaften, deren Jahresproduktion bei etwa 900t Dachschiefer und um 100.000 Schiefertafeln gelegen hat. Die Schiefertafeln wurden in den Wintermonaten in Heimarbeit mit der ganzen Familie angefertigt. Im Jahr 1792 besuchte Alexander von Humboldt den „Alten Bruch“ Lehesten und berichtet von einem 40 Meter tiefen Bruch, in dem 50 Schieferknechte beschäftigt waren. Der sachgemäße Abbau des anstehenden Schieferlagers erforderte trotz seiner anscheinenden Einfachheit spezielle geologische und bergbauliche Kenntnisse. Offensichtlich besaßen die hiesigen Gewerke diese nicht, da ihre Produktion stets zurückging.
Den besonderen Wert des Schieferbruches erkannte 1805 die Herzogliche Regierung zu Saalfeld – Coburg und erwarb alle Anteile. Damit wurde der Bruch in staatliche Obhut gegeben und nannte sich „Herzoglicher Schieferbruch zu Lehesten“. Es wurden fachlich versierte Beamte platziert, die mit ihren Kenntnissen die Produktion wieder steigern konnten. Die hiesigen Schieferknechte waren jedoch weiterhin die Verlierer, die mit wenig Lohn für harte Arbeit honoriert wurden. Das führte 1807 zu ersten Unruhen in der Arbeiterschaft Lehestens.
Der technische Fortschritt der industriellen Revolution beeinflusste ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch wesentlich die Modernisierung in der Gewinnung sowie Verarbeitung des Schiefers. Im Schieferbergbau Lehesten kamen erste Göpelförderungen zum Einsatz, Gleisanlagen mit Hunten und Dampfloks dominierten im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts zunehmend das Erscheinungsbild auf den Gewinnungssohlen und begünstigten letztendlich die umfangreichen Abraum- und Schuttetransporte. Das war auch notwendig, denn die Nachfrage nach Dach- sowie Wandschiefer bewegte sich auf ihren Höhepunkt zu. 1846 bestanden im Raum Lehesten weitere 15 kleinere Schieferbrüche, die mit noch bescheidenen Produktionsmitteln an diesem Aufschwung teilhaben wollten. Aufgrund des Profitstrebens war allerdings die soziale Lage der Arbeiter katastrophal und es kam 1848 zum 2. Aufstand in Lehesten, an dem sich breite Teile der Bevölkerung beteiligten. 1927 wurde auch mit der Untertageförderung begonnen, was die Schieferproduktion positiv beeinflußte, da die Gewinnung im Tagebau in den oft strengen Wintern unterbrochen werden mußte. In der Blütezeit des Schieferabbaues waren im zuletzt 20 Hektar großen Tagebau und den angeschlossenen Spalthütten bis zu 2500 Beschäftigte tätig.
Seit 1975 wurde der Schiefer dann ausschließlich Untertage gewonnen und der Betrieb im offenen Bruch aufgegeben.
Ab 1999, nach Beendigung des Schieferabbaus, gründete die Vereinigte Thüringer Schiefergruben GmbH den heutigen Schieferpark Lehesten, welcher seit 2000 von der ehrenamtlich geführten Stiftung “Thüringischer Schieferpark Lehesten” (TSL) verwaltet wird.
Das Technische Denkmal „Historischer Schieferbergbau Lehesten“ wurde im Jahr 1993 eröffnet und kann mittels Führungen, auch von ehemaligen Bergleuten, besichtigt werden.
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