Villa Winter
Die Geschichte der Villa
Villa Winter: 1937 erhielt Gustav Winter die Möglichkeit, Jandía zu pachten und plante, diese zu industrialisieren. Es sollte zuerst eine Zementfabrik, dann eine Fischfabrik auf Jandía errichtet werden. Beide Projekte wurden wegen Ausbruch des Krieges nie realisiert. Winter schloss mit den Erben des Conde de Santa Coloma in Burgos einen Pachtvertrag für die gesamte Halbinsel Jandía ab; im selben Jahr reiste er nach Berlin, um für sein Vorhaben von Hermann Göring den nötigen finanziellen Zuschuss zu erhalten. Bald darauf, zwischen Juli und August 1938 kam er mit einer kleinen Expedition von Fachleuten an Bord des Schiffes „Richard Ohlrogge“ nach Fuerteventura, um die Gegend zu erkunden, Fotos zu machen und Karten zu erstellen. Erste Gerüchte über die Entstehung eines geheimen U-Bootstützpunktes auf Fuerteventura gerieten in Umlauf.
Am 1941 beglaubigte ein Notar in Madrid einen Kaufvertrag für die Halbinsel Jandía. Drei Spanier wurden die neuen Besitzer, der Name der Gesellschaft lautete „Dehesa de Jandía S.A.“. Verwalter: Gustav Winter.
Von 1940 bis 1944 war Winter für eine Werft der deutschen Kriegsmarine in Frankreich tätig. Inzwischen wurde die Halbinsel Jandia vom Rest der Insel Fuerteventura abgesperrt und die einzige Zufahrt mit einem Tor und einem bewaffneten Wärter gesichert.
Ab 1946 wurde von Häftlingen des Konzentrationslagers in Tefía Straßen in Jandía errichtet.
1948 übersiedelten Gustav Winter und Elisabeth Althaus auf die Kanarischen Inseln. Gustav Winter legte die Tomatenplantage Casas de Jorós an, ließ Brunnen errichten und versuchte, die Berge von Jandía aufzuforsten.
Um 1950 gab es tagelange Sprengungen auf der Halbinsel Jandía und die Villa Winter entstand in ihrer heutigen Form, nachdem die Genehmigung für eine Erweiterung erteilt worden war.
1985 fanden Renovierungsarbeiten an der Villa durch die Erben statt. Bis Anfang der 90er Jahre wurde die Villa von einer privaten Sicherheitsfirma vor allzu neugierigen Besuchern beschützt. Seit 1996 ist die Villa im Besitz der Baufirma Lopesan S.A. aus Gran Canaria.
Die Villa
Das angebliche Feriendomizil eines deutschen Generals, wie es von einigen Reiseführern genannt wird, zeigt sich massiv und beeindruckend zugleich, mit zwei Stockwerken, die teilweise in den Hang gebaut sind und einem Turm in nordöstlicher Richtung, dessen Funktion bis heute trotz Spekulationen noch unklar ist.
Schon von außen fällt der enorme Aufwand auf, mit dem dieses Haus errichtet wurde. Große Rundbögen, schön ausgearbeitete Holzgeländer und zahlreiche Details im Inneren des Hauses, das über einen großzügigen Innenhof verfügt, zeugen von einem Gestaltungswillen, der ein großes Ziel vor Augen gehabt haben musste.
Don Gustavo, wie Gustav Winter unter den Einheimischen genannt wurde, musste über große Geldmittel und viel Humankapital verfügt haben, um seine Vision zu verwirklichen. Einheimische Arbeiter, so wird erzählt, mussten unter strengster Geheimhaltung auf der Baustelle arbeiten und jeden Abend das Gebiet wieder verlassen. Die gesamte Halbinsel Jandía wurde zur Sperrzone erklärt. Aber nicht nur Einheimische, auch deutsche Hilfskräfte wurden vermutlich nach Fuerteventura gebracht. Der am Strand gelegene misteriöse Friedhof (Friedhof von Cofete) bietet in diesem Zusammenhang Anlass zu wilden Spekulationen.
Der Turm der Villa diente angeblich als Peilungspunkt für U-Boote oder für Flugzeuge, die das nahegelegene Flugfeld am Punta Jandía ansteuerten. Wozu diente nun die Errichtung dieser Villa, die inmitten von Einöde, unfruchtbaren Böden und an einem der längsten Strände der Kanarischen Inseln steht?
Der vulkanische Ursprung des Gebietes läßt die Vermutung aufkommen, daß sich unter der Oberfläche ein Höhlensystem befindet. So wäre es möglich, dass Winter die Villa, die auch wo anders hätte stehen können als dort, wo sie steht, auf eine bereits bestehende Grotte bauen ließ. Angeblich besteht eine unterirdische Verbindung zum Meer. Fraglich, denn wer diese Küste kennt, weiß, daß sie in und um Cofete zu flach abfällt.
Ganz so verrückt ist die Idee mit Lavahöhlen jedoch nicht, wenn man bedenkt, daß sich mit den Cuevas del Viento auf der Insel Teneriffa das größte unterirdische (Lava-)Höhlensystem der Welt befindet und auch auf der Nachbarinsel Lanzarote mit den Cuevas bzw. den Jameos del Agua ausgedehnte vulkanische Höhlen zu finden sind. So befinden sich auch auf der Insel Fuerteventura da und dort kleine Höhlen, die schon in Verdacht gerieten, mit Winters Aktivitäten in Zusammenhang zu stehen (zum Beispiel die Höhlen von Ajuy).
Der Turm der Villa Winter ist nur auf den beiden oberen Stockwerken zugänglich, konkret nur in jenem mittleren Stockwerk mit den kleinen rechteckigen Fenstern. In diesem Stockwerk befindet sich auch ein riesiger Sicherungskasten, dessen Dimensionen vermuten lassen, dass sich in diesem Turm eine Apparatur befand oder noch befindet, die einen hohen Strombedarf hatte.
Zahlreiche Details lassen sich im und um den Innenhof der Villa finden, wie den geschnitzten Krokodilkopf aus Holz als Wasserspeier oder die typischen Türen mit dem Winter-Emblem, ein sorgfältig eingearbeitetes „W“, das eher an die mysteriösen Eingänge in einem verwunschenen Schloss erinnern lässt als an das Haus eines deutschen Ingenieurs.
Das Untergeschoß der Villa ist nur zu einem kleinen Teil begehbar. Man gelangt über eine Stiege, vorbei an den verschlossenen Türen des Turm-Untergeschosses, in eine Art Küche, die aus einer Vorratskammer, einem Speiseaufzug, einem Waschbecken, einigen Vorrichtungsflächen und einem Backofen besteht. Von hier aus gibt es weitere Türen, die teilweise verschlossen oder zugemauert sind.
Auf der Westseite der Villa befinden sich weitere Zugänge zu dem teilweise versperrten Teil des Untergeschosses. Durch ein winziges Loch kann man einen langen Gang erkennen, zu dessen rechter Seite sich mehrere Türen befinden. Ein weiteres Fenster ist gänzlich verriegelt und abgedeckt, dahinter befindet sich ein langer Gang ohne Türen oder Fenster. Die Funktion dieses letzten Ganges ist nicht erklärbar. Die Räume des Untergeschosses befinden sich alle entlang eines langen Flures. Die Räume sind zugänglich, aber alle leer.
Quelle: https://villawinter.com/de/
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