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Holländischer Pavillon aus der Luft

 

Holländischer Pavillon aus der Luft 

Einst war der Niederländische Pavillon das Schmuckstück des Expogeländes. Rund drei Millionen Menschen sahen sich während der Weltausstellung das Konzept „Gestapelte Landschaften“ an. 

Heute steht dort niemand mehr Schlange. Das Gebäude ist verwahrlost. Scheiben sind kaputtgeschlagen, Holzbalken vergammelt. Auf der dritten Ebene fallen Deckenplatten aus ihrer Halterung. Selbst von außen sind auf jeder Etage Graffiti und Schmiereien zu sehen. Ein Bereich auf der Südseite liegt voller Scherben. 

Holländischer Pavillon

Holländischer Pavillon

Die Niederlande sind eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt, dabei liegt etwa ein Viertel der Landesfläche unterhalb des Meeresspiegels. Seit Jahrhunderten haben die Niederländer Dämme errichtet um ihr Land vor den Sturmfluten zu schützen und neues Land dem Meer abzuringen. Dadurch sind grosse Teile des Landes künstlich errichtet, auch diejenigen, die wie natürliche Landschaften aussehen. Das Rotterdammer Architekturbüro MVRDV hatte aus den Themen der hohen Dichte und der künstlichen Natur eine Architektur entworfen, die die Niederlande auf der EXPO 2000 in Hannover repräsentierte. Nach vier Jahren Bauzeit entstand eine Ausstellungsfläche von 1.600 m² und eine Grundstücksfläche von 9.000 m². 

Mit gestapelten Landschaften, die sich vierzig Meter hoch auftürmen, hatte man eine Konstruktion geschaffen, die seines gleichen suchte und in der auf jedem Geschoss ein anderes Thema behandelt wurde. Ein Aufzug führte die Besucher zum Dach mit Wasserlandschaft und installierten Windrädern, die einen Teil der Energie für den Pavillon lieferten, in den fünften Stock. Da Holland größtenteils unter dem Meeresspiegel liegt, führte auch der Besuch des Pavillons sinnigerweise von oben nach unten. Auf Außentreppen gelangten die Besucher in ein Stehkino in der vierten Etage, wo Sie in zwei Kurzfilmen die unbekannten Seiten Hollands entdecken konnten. Auf der dritten Ebene wurde in luftiger Höhe ein Wald gepflanzt. Seine Wurzeln standen für das Netz aus Wegen, Häfen, Kanälen und Unternehmen Hollands. Mit einem blühenden Blumenfeld wartete Holland im ersten Stockwerk auf. An einer Dünenlandschaft mit Café-Terrasse vorbei gelangte man wieder in die mit Skulpturen bestückte Parklandschaft.

Holländischer Pavillon

Holländischer Pavillon

Nach der EXPO wurde es ruhig um den Pavillon. Während über die Jahre andere Gebäude auf dem Messegelände abgebaut oder umgenutzt wurden, überliess man den Niederländischen Pavillon vorerst seinem Schicksal. Vandalen, Graffitikünstler und die Natur sorgte für enorme Schäden und den raschen Verfall des imposanten Bauwerkes. Im Jahr 2005 wollten Investoren das Gebäude in einen sogenannten „Pellet Tower“ – ein Zen­trum für öko­lo­gi­sches Hei­zen mit Pel­lets wandeln, leider vergebens. 2010 fand auf dem ehemaligen EXPO-Gelände das Expo-Revival – ein Erinnerungsfestival organisiert vom Exposeeum Hannover, statt. Doch der Zuspruch der Massen blieb weit unter den Erwartungen der Organisatoren. Im Juni 2011 wurde der Pavillon für elf Tage zum Spielort des internationalen Festivals „Theaterformen“, eines der wichtigsten im deutschsprachigen Raum. Ebenfalls Anfang 2011 wurde bekannt, dass der Sohn des Eigentümers des Turms plant, diesen zu sanieren und für eine neue Nutzung als Veranstaltungszentrum vorzubereiten. Bis heute ist allerdings nichts davon umgesetzt worden (Stand: Februar 2012). Für dieses Projekt wurde speziell in München die Firma „Magic Tower GmbH“ gegründet.

Quellen: expo2000.de, archinform.net, Wikipedia, MVRDV

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