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Automobilwerk Eisenach

 

Automobilwerk Eisenach

Der VEB Automobilwerk Eisenach (kurz AWE) war ein Automobilhersteller im thüringischen Eisenach. Das 1896 als Fahrzeugfabrik Eisenach gegründete Werk wurde 1928 von den Bayerischen Motoren Werken AG übernommen und nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht. 1953 erhielt das Werk den endgültigen Namen VEB Automobilwerk Eisenach und produzierte ab 1955 den Wartburg. Das Unternehmen wurde 1991 von der Treuhandanstalt geschlossen. Gleichzeitig eröffnete Opel ein Werk in Eisenach, das die Tradition der Autoindustrie in der Stadt fortführt.

Am 3. Dezember 1896 gründeten im Büro des Eisenacher Justizrats Dr. Max Wernick, Bornstraße 2, der Industrielle Heinrich Ehrhardt, sein Sohn Gustav und Vertreter eines Bankenkonsortiums die Fahrzeugfabrik Eisenach (FFE) als Aktiengesellschaft mit einem Stammkapital von 1.500.000 Mark.

Automobilwerk Eisenach

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1951 wurde den Eisenachern das Führen des Namens BMW durch die Münchener Bayerische Motoren Werke AG gerichtlich untersagt. Nach der Rückgabe aus der sowjetischen Verwaltung wurde das Werk 1952 von der DDR verstaatlicht[14] und zunächst in Eisenacher Motorenwerk (EMW) umbenannt. 1953 erhielt das Werk den endgültigen Namen VEB Automobilwerk Eisenach mit dem bekannten Kürzel AWE. Gegen den Willen der Werksleitung wurde die Umstellung der Produktion von größeren Viertaktern auf kleinere Zweitakt-PKW angeordnet, was unter den Beschäftigten als beleidigend empfunden wurde. 1953 wurde die Produktion des Zwickauer IFA F9 nach Eisenach verlagert. Parallel liefen noch einige Zeit die alten BMW-Modelle weiter.

1955 kam dann der erste „Wartburg“ Typ 311 auf den Markt. Ein Wagen der unteren Mittelklassen, der auf dem gleichen Motor und weitestgehend der gleichen Technik des F9 basierte. Robustheit, Variantenvielfalt und Formschönheit sicherten ihm dennoch umfangreiche Exporterfolge. Das Nachfolgemodell Wartburg 353, das seit 1966 in Serie vom Band lief, wurde äußerlich modern gestaltet, der – ständig in Details weiterentwickelte – Motor war aber noch immer der Alte. Viele von den Konstrukteuren entwickelte Verbesserungen, wie beispielsweise 4-Takt-Motoren oder neue Fahrzeugmodelle, durften auf staatliche Anordnung hin nie in Serie gehen.

Automobilwerk Eisenach

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Abgesehen von den politischen Vorgaben geriet für das AWE vor allem seine Lage zum Problem. Eingezwängt zwischen der Innenstadt, dem Bahndamm und der Hörsel bestanden keine Möglichkeiten zur Erweiterung und somit auch nicht zur Steigerung der Produktionskapazitäten. Auch die inzwischen veraltete Bausubstanz konnte mangels Ausweichmöglichkeiten nicht erneuert werden. Die Produktion fand somit auf engstem Raum und über mehrere Etagen statt, wobei der Installation von Maschinen und Anlagen durch die geringen Raummaße und die mangelnde Tragfähigkeit der Gebäudedecken enge Grenzen gesetzt waren. Speziell in den oberen Etagen war fast nur Handarbeit möglich, was die Produktion erheblich verteuerte. Zwar gelang es, das Pressen der Bleche in die Automobilwerke Ludwigsfelde und Zwickau auszulagern, doch erwies sich der hohe Transportaufwand als zu teuer und logistisch nicht besonders zuverlässig.

Daher entstand in den Jahren 1976–84 ein neues Werk mit insgesamt vier Pressenstraßen am westlichen Stadtrand von Eisenach („Eisenach-West“). Damit konnte AWE alle Pressteile in Eigenregie herstellen. Allerdings war wiederum bedingt durch die kleinen Stückzahlen bei gleichzeitiger Notwendigkeit zur kontinuierlichen Produktion ständiges Umrüsten der Pressenstraßen und das Auswechseln der tonnenschweren Werkzeuge erforderlich, was entsprechende Verlustzeiten mit sich brachte.

Als Anfang der 1980er Jahre die mittlerweile überlangen Wartezeiten der Kunden auf einen Wartburg-Pkw für heftigen Unmut in der Bevölkerung sorgten, wurde beschlossen, die Fertigung kurzfristig um 10.000 Einheiten pro Jahr zu steigern. Dies wurde erreicht, indem die Produktion der Rahmen und Fahrgestelle um 1983 an das Kraftfahrzeugwerk Theodor Neubauer in Gotha ausgelagert wurde. Diese Maßnahme zog jedoch einen grotesk anmutenden logistischen Aufwand nach sich. Abgesehen vom Transport der vorgefertigten Einzelteile von Eisenach nach Gotha wurden die fertigen Fahrgestelle, die mitsamt aufmontierten Rädern, Auspuff, Getriebe und Motor auf eigens hergestellten Spezialpaletten standen, mit zwei Reichsbahnsonderzügen nach Eisenach-West gebracht. Dort wurden sie zu je sechs Stück bei jedem Wetter mittels Autokran auf spezielle Anhänger geladen und mit Traktoren drei Kilometer weit in die Innenstadt gezogen, wo sie wiederum entladen und mittels Elektrokarren in die Endmontage gezogen wurden.

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Als der IFA Mitte der 1980er Jahre von Volkswagen die Lizenz zum Nachbau des im Polo eingesetzten Viertaktmotors EA111 erwarb, zog dies wiederum erhebliche Investitionen in Eisenach-West nach sich. Weil dadurch der Quereinbau des Triebwerks erfolgen musste, war eine umfangreiche Neukonstruktion des Vorderwagens erforderlich, was neben der Motorenfertigung auch ein neues Getriebewerk und eine moderne Karosseriefertigung für den geänderten Vorderwagen bedeutete. Dazu kam eine computergestützte Lackbeschichtungsanlage für 110 Millionen Mark. Das optisch äußerlich nur wenig veränderte Fahrzeugmodell, das fortan Wartburg 1.3 hieß, ging 1988 in Serie. Bereits im Juni 1983 wurde über die Zukunft des Werkes mit einem Beschluss der Produktionssteigerung bei gleichzeitiger Komplettsanierung ganzer Fertigungslinien entschieden. Zur komplexen Modernisierung des Werkes wurden laut einer Machbarkeitsstudie der Regierung bis zum Jahr 1995 4,3 Milliarden Mark – davon 852 Millionen Mark an Gebäudeinvestitionen benötigt. Als Planvorgabe hatte der Betrieb eine jährliche Produktionsmenge von 75.000 Fahrzeugen im Jahr bei gleichzeitig sinkender Beschäftigtenzahl zu leisten.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Automobilwerk_Eisenach

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