Bunker in Hannover
In Hannover gab es bereits am 28. Februar 1939 erste Erwägungen, einen luftschutzsicheren Raum für 500 Personen unter den Grünanlagen am Opernhaus anzulegen (dieser Gedanke war der Grundstein für die Anlegung verschiedenster Bunker in Hannover). In Friedenszeiten sollte der Bunker als Kraftfahrzeughalle dienen. Doch zu diesem Zeitpunkt kamen noch städtebaulich-ökologische Einwände zum Tragen.
Erst mit Kriegsbeginn am 1. September 1939 begann man dann, Bauten für den Luftschutz ernsthaft voranzutreiben. Zu den bereits angelegten Luftschutzkellern in Wohnhäusern wurden jetzt auch Kellergewölbe öffentlicher Gebäude entsprechend ausgebaut. Schon vier Tage später funktionierte beispielsweise die Stadtverwaltung den Fahrradkeller des Neuen Rathauses in einen öffentlichen Luftschutzraum für 200 bis 250 Personen um.
Im Rahmen des „Sofortprogramms“ welches Adolf Hitler erließ, das als das größte Zweckgebundene Bauprogramm der Menschheit gilt, sollten ab Herbst 1940 für die 471 000 Einwohner Hannovers ursprünglich 64 Bunker mit 40 000 Schutzplätzen entstehen, wovon dann 58 tatsächlich gebaut wurden. Die unterirdischen Bunker waren fast alle im Innenstadtbereich konzentriert, da dort die Bebauung nur wenige Möglichkeiten zuließ. Diese Tiefbunker gehörten von ihrem Fassungsvermögen her zu den größten Schutzbauten Hannovers: Der Bunker Ernst-August-Platz bot 12 000 Menschen Schutz, der Lindener Stollen konnte 7 000 Personen aufnehmen. Aufgrund des ungünstigen Verhältnisses von benötigtem Material zur Zahl der damit bereitgestellten Schutzplätze gab schließlich auch die Bauverwaltung in Hannover den Bau von Tiefbunkern zugunsten der Hochbunker auf. Bei den Bunkern Rampen- und Blumenauer Straße gab es noch eine Mischform. Die zu Beginn des Krieges meist gebauten Typen waren die Bunker mit der Typenbezeichnung H I und H II. von denen insgesamt 31 entstanden. Sic hatten einen fast quadratischen Grundriss und besaßen ein bis drei Obergeschosse. Die Zahl der Schutzebenen wurde hinter der in römischen Ziffern erfolgten Typenbezeichnung mit arabischen Ziffern angegeben. Sämtliche Bunker dieses Typs besaßen Satteldächer und Kamine, deren Öffnungen durch gewellte Eisenbleche geschützt waren. Ursprünglich sollten die Bauten der H-II-Serie eine Klinkerverblendung erhalten, doch ging man aus Kostengründen bald dazu über, die Verblendung ganz fortzulassen oder statt dessen Spritzputz anzubringen. Lediglich die drei Bunker des Typs H III sind allesamt mit roten Klinkern verblendet und mit Satteldächern versehen worden. Außerdem erhielten sic vorgesetzte Türmchen die als Treppenaufgang dienten und dem Ganzen eine zivile, ja sakrale Note geben sollten. Auf den achteckigen oder runden Türmen thronte dann ein Kegeldach. 1941 begann man in Hannover mit dem Bau von insgesamt vier Rundbunkern, die ebenfalls über Kegeldächer verfügten. Sie wurden in Sichtbetonweise ausgeführt und hatten zum Teil einen Natursteinsockel. Das Problem dieser Rundbunker war, dass sie bei Bombentreffern stark schwankten und dass es viel Zeit in Anspruch nahm, bis sie mit Schutzsuchenden gefüllt waren. Bis zum 22. März 1943 standen 45 bombensichere Bunker für offiziell 26 1437 Personen zur Verfügung, bereits beton- fertig und in vorläufiger Benutzung waren zu diesem Zeit- punkt neun Bunker für weitere 8 000 Personen. Die Bauarbeiten gingen jedoch nur schleppend voran, da für den Bunkerbau nur noch 260 Zivilarbeiter und 90 Kriegsgefangene zur Verfügung standen. Am 16. Juni 1943 stellte Elkart, der als Architekt und Städtebauer für die Gesamtleitung zuständig war, das Modell eines -Hochhausbunkers- für 3 875 Menschen vor. Geplant war das 28 Meter hohe Gebäude für die Südstadt, in der es bisher keinen einzigen Bunker gab. Das Projekt war noch im Anfangsstadium, als in der Nacht zum 9. Oktober 1943 die Royal Air Force diesen Stadtteil Hannovers fast völlig zerstörte. Die Verluste unter der Bevölkerung waren entsprechend hoch. In den bis Kriegsende fertiggestellten 58 Bunkern — der letzte wurde am 14. Februar 1945 in der Wiehbergstraße übergeben — konnten bei extremer Überbelegung 220 000 Menschen unterkommen, was immerhin knapp der Hälfte der Bevölkerung Hannovers entsprach.
Quelle: Buch Bunkerwelten, Luftschutzanlagen in Norddeutschland von Michael Foedrowitz
ISBN: 3-86153-155-0
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